Erbsenzähler

Obwohl wir kaum was hatten, fehlte es mir an überhaupt nichts. Ich kann mich einfach nicht daran erinnern, dass ich unter irgendwas gelitten hätte, was ich nicht besaß. Als Kind nahm ich alles so, wie es kommt und wenn etwas nicht da war, war es nicht da. In den Ferien durfte ich abends länger aufbleiben …

Klassenkampf

Immer wenn es mir mit dem Hartz IV nicht reichte, schaute ich mich nach dem nächsten Job um. Im letzten hatte ich ohne nennenswerten Erfolg Wohnungen verscherbelt. Dieses Mal musste es ein größeres Rad sein, soviel stand fest. Mein Ziel war es, möglichst viel Geld zu verdienen, bevor jemand merkte, dass ich eigentlich gar nicht …

Unentschieden

(Hit the road, Buchhalter! (5)) Hier geht es zum ersten Teil! Hier geht es zum zweiten Teil! Hier geht es zum dritten Teil! Hier geht es zum vierten Teil! Wir standen auf der Rue La Fayette in Richtung Poissoniére in der Rush Hour und nichts ging mehr. In unserem Kadett bewegten wir uns im Pariser Berufsverkehr …

Was wirklich zählt

Bild: Berliner Mieterverein e.V. Die Bude kostete 200 Mark im Monat. Sie bestand aus einer Küche und einem Zimmer. Insgesamt nicht mehr als 30 Quadratmeter. Das Klo war außen. Man ging dazu vom Hausflur aus in eine kleine Kammer, die kaum größer war wie ein Katzenklo. Es war mir egal. Ich war 17, ich wollte …

Angst und Schrecken in Südtirol

Es hatte was Cooles, Unabhängiges, Souveränes, mit dem gemieteten Camper gegen Sonnenuntergang irgendwo anzuhalten, wo es Conny und mir gefiel, die Stühle und den Tisch rauszustellen, die Markise auszurollen, die Kochplatten anzuwerfen, den Wein zu entkorken und den Standplatz augenblicklich zu unserer neuen Heimat zu erklären. Manchmal taten wir das für ein, zwei Tage, manchmal auch …

Was mir auf der Seele liegt

Der Einsatz auf der orthopädischen Station war mir ein Leichtes. Für den Anfang meiner Zivildienstzeit hatten sie mir eine Station zugeteilt, auf der es nicht sehr viel zu tun gab. Es ging um irgendwelche Brüche oder Hexenschüsse, meistens waren die Patienten nach drei Tagen wieder weg, nichts Gravierendes. Wir hatten Frauen und Männer auf der …

Mon Dieu!

  101 paranoide Polizeikontrollen. Folge Eins. Paris. Wir waren in meiner Badewanne unterwegs. Der Kadett hatte eine gewisse Ähnlichkeit mit einer Wanne und fuhr sich manchmal auch so, als ob eine gewaltige Menge an Wasser, die sich während der Beschleunigungs-, Lenk- und Bremsvorgänge ihren Weg suchte, bewegt werden musste. Wenn man anfuhr, brauchte er eine …

Ingo

Bild: By Amanda Fjordell – Own work, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=30324516   Sie standen meist in Gruppen um den Brunnen am Marktplatz herum. Bunte Haare, Sicherheitsnadeln in den Ohren, Zerschlissene Lederjacken, zerrissene Jeans und mindestens einer hatte eine Ratte mit, vorzugsweise in Labor-weiß, die er über den Arm laufen ließ, über den Nacken oder in den …

Da geht’s lang!

Samstag. Studiere den Terminkalender. Ganz schön was los, wie immer. Könnte heute zum Tantraworkshop gehen. Kostet nix. "Kein Sex" steht da. Nö, dann nicht. Im buddhistischen Zentrum werden Meditationen angeboten. Einführungsseminar. In meinem Kopf stellen sich Bilder von ganz lange still sitzenden Mönchen ein. Sitzen da so rum. Einer sagt was, was man nicht versteht. …

Samstagnachmittag

  Wir trugen das ganze Zeugs in den LKW. Vorratsschränke, Sessel, Couchtisch, Regale, Teppich, Bett, alles was so übrig bleibt und keiner mehr haben wollte aus einer Wohnung, in der jemand verstorben ist. Ich kannte sie nur flüchtig. Sie war irgendwie um drei Ecken mit mir verwandt, aber ich bin mir heute nicht mal sicher, …