Powershopping im Kiez

(Bild: wikimedia Commons) Neulich im Drogeriemarkt. Was man halt so braucht. Bisschen Seife, neue Zahnbürste. Ich wollte gerade Richtung Kasse, als ich eine sehr eindringliche, ungewöhnlich hohe und "quäkige" Stimme hörte. "Bittää. Sibää." – rief die Chinesin im Nebengang dem Jungen zu, der wahrscheinlich dort in Ausbildung war. Jedenfalls trug er ein Shirt der Drogeriekette. …

Moon Over Bourbon Street

Shanghai. Das Hotel lag mitten im berüchtigten Hafenviertel. Vom einstigen Rotlicht war aber nicht mehr viel übrig. Ein paar Puffs reihten sich aneinander. Dazwischen ein Fußmassagesalon und dann gab es noch die Nudelmacher, denen ich jeden Tag mit wachsender Begeisterung zusah. Während ich beim Frühstück Sachen aß, von denen ich nur die Hälfte kannte, sah …

Hit the road, Buchhalter!

Aus der Serie: Die Abenteuer mit dem Buchhalter; Teil 1: Wir starten durch. Der Buchhalter und ich waren dicke Freunde. Wir waren arbeitslos, wir hatten Zeit und wir erzählten uns abends beim Bier die schönsten Geschichten. Das heißt, ich war mehr für's Biertrinken zuständig und er erzählte die Geschichten. Der Buchhalter hielt sich nämlich Bücher, …

Vom sichtbaren Ende der Unschuld

Die beiden großen Pariser Bahnhöfe, der Gare du Nord und der Gare de l'Est liegen nur wenige hundert Meter voneinander entfernt. Die Gebäude befinden sich beide im 10. Arrondissement und ihre Gleise führen direkt nach der Ausfahrt beide nach Norden durch das 18. Arrondissement, in dem heute wie nirgendwo sonst in Paris die Armut der …

Torhungrige Radiotechniker der Taiga

Der große, holzbraune Riesenkasten glänzte in seinem wunderschönen Lack und zeigte an den Rändern zwei, drei goldfarbene Linien, die auf das Holz aufgesetzt waren. Damit strahlte er sowohl eine Mächtigkeit durch seine beeindruckende Größe, als auch Eleganz und Exklusivität aus. Weil er im Flur meiner Omi stand, war ich mit ihm alleine. Ich zog mir …

Lodda und ich

Ich könnte es mir einfach machen: Ich erzähle Euch einfach, als ich mein erstes Fußballspiel in der Glotze sah. Und es war eine Glotze, die ihren Namen verdient. Eine fette, alte, riesige schwarz-weiß Röhrenglotze. Sie stand auf unserem Wohnzimmerschrank ganz oben in der Ecke und sie brauchte etwa acht Minuten, bis Bild und Ton verfügbar waren. Man …

Job Nr. 19

Es war eindeutig einer der schlechteren unter den beschissenen Jobs, aber ich hielt ihn monatelang durch. Ich steuerte meinen Kadett morgens um halb vier durch die menschenleere Stadt und schlief noch auf einem Auge dabei. Gegen Vier hatte ich die Badewanne am Straßenrand vor dem Koloss der Speditionshallen geparkt und torkelte schlaftrunken in die Dispo. Von Arbeitsschutz hielten sie …

It started with a kiss

Sonja war elf. Ich war doch schon zwölf! Wir spielten mit den anderen Kindern jeden Tag in dieser Baustelle des Neubaus. Wenn wir die Zäune, auf denen "Eltern haften für ihre Kinder" stand, auf die Seite schoben, stand uns der ganze Kosmos offen. Wir rannten durch die Etagen, jagten die Treppen rauf und runter, durch …

Worauf es ankommt

Es war ein schöner und sonniger Frühlingsmorgen. Ich gab ordentlich was rein von dem Schwarzen, rollte das Ding zu einem formschönen Trichter und schlurfte in aller Ruhe mit meinem Kaffeebecher und dem Joint zwischen den Lippen über den Flur rüber zum Schneemann, der nicht so hieß, weil er auf den Winter stand. Unsere Zimmer waren …