Verfluchtes Amsterdam

Bild: shuman/pixabay

Der Buchhalter fütterte die Katze und wir machten uns auf den Weg. Wir waren gut vorbereitet, weil wir uns diesmal mehr Zeit als üblich gönnten. Sogar genug, um den Kadett zu betanken. Die Chaos-Brothers waren wieder auf dem Weg. Es waren 600 km bis nach Amsterdam, wir hatten einen vollen Tank, drei Päckchen Zigaretten, fünf Gramm Dope und wir trugen Sonnenbrillen. Und es war noch nicht mal dunkel. „Tritt drauf“, sagte der Buchhalter.

Wir hörten die Stones rauf und runter. In Amsterdam parkten wir die Badewanne im Rotlichtviertel und suchten uns ne Bleibe für die Nacht. Das Unglück erwartete uns bereits. Einer der zwei schrägen Gestalten fragte den Buchhalter nach Feuer und ich fragte den anderen, ob es hier eine bezahlbare Unterkunft für uns gibt. Ja, sagten sie, gingen voraus und wir folgten Ihnen arglos, bis wir in einer kleinen Gasse ankamen, wo sie uns in einen Hauseingang drängten und uns ausnahmen. Es war das erste Mal, dass mir einer eine Knarre vor die Nase hielt. Es war beängstigend. Aber ich war nicht bereit, meine Kohle rauszurücken. Tief in meiner Jeans hatte ich mir dreihundert Mark gefaltet und zusammengerollt eingesteckt und ich schaffte es irgendwie, daran vorbei zu wühlen und kramte ein Taschenmesser, etwas Dope und einige Kaugummis raus. Sie steckten das Zeugs ein. Der Buchhalter versuchte es auf die gleiche Art und ließ sich Zeit, in seinen Taschen zu wühlen. „Gib Ihnen nichts von unserer Kohle“, rief ich dem Buchhalter zu, „die Knarre sieht irgendwie unecht aus“. Aber dann dauerte es den Gaunern zu lange und zum Zeichen, dass sie es ernst meinen, versetzte mir der ohne Knarre mit einem Schlagring einen Cut unters Auge. Das Blut spritzte nur so und es tat seine Wirkung. Der Buchhalter bekam es mit der Angst zu tun und gab seine Scheine her. „Rührt Euch bloß nicht von der Stelle“, sagte einer der beiden – und dann waren sie weg.

Ich stand da mit meinem blutenden Auge, aber ich hatte meine dreihundert noch. Der Buchhalter blieb unversehrt, war das Geld aber los. Es schmerzte ziemlich heftig. Wir versuchten, Hilfe zu erreichen, aber keiner von den Anwohnern reagierte. Bis dann einer mal über die Gegensprechanlage meinte, das käme hier jeden Abend vor, wir sollten uns gefälligst verziehen. Wir gingen dann noch ein paar Straßen weiter, fragten uns nach nem Krankenhaus durch und fanden dann auch eins. Das Nähen der Platzwunde kostete nichts – oder ich kann mich nich mehr dran erinnern, wie wir’s ohne Bezahlen hingekriegt haben. Ich erinnerte mich, im Auto noch Haschisch versteckt zu haben. Dann suchten wir uns ein Hotel, ohne auf dem Weg überfallen zu werden und ich drehte mir den größten Joint aller Zeiten. Ich schmiss den kompletten Rest des mitgebrachten Dopes rein und flog ab.

Am nächsten Tag schmerzte das Ding unterm Auge noch mehr. Aber ich ignorierte es einfach. Wir waren in Amsterdam. Das Wetter war perfekt, alle blieben cool hier, wir waren auf Abenteuer gebürstet und ich vergaß den verdammten Schmerz einfach. Der Buchhalter fand ein Klo vor, das ihn zufrieden stellte. Also konnte das Tagesprogramm entspannt starten. Wir führten eine Liste mit den besten Coffeshops, in der akribisch vermerkt war, welcher Stoff auf welche Art und Weise knallte und was er kostete. Abends eröffnete mir der Buchhalter, er müsse jetzt zurück, seine Katze füttern. Also entschieden wir uns nach Studium unserer Liste für einen großen Klotz vom schwarzen Nepalesen und zehn Gramm Superskunk, betankten die Badewanne und machten uns auf den Heimweg. Im Großen und Ganzen hatten wir jetzt nur noch die übliche Grenzkontrolle vor uns. Es waren 600 km bis nach Saarbrücken, wir hatten einen vollen Tank, ein halbes Päckchen Zigaretten, zwanzig Gramm besten Stoff, wir trugen unsere Sonnenbrillen und ich eine saubere Narbe unterm rechten Auge. Es war Nacht. „Tritt drauf“, sagte der Buchhalter – „ich muss die Katze füttern“.

 

 

 

 

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