Der Himbeerkönig

Bild: http://www.onlinewahn.de/ Acht Mark Taschengeld. Für einen Fünftklässler war das kein Reichtum, aber man hätte sich davon 400 Himbeerbonbons leisten können. Und das pro Woche! Ich ließ mir die Sache durch den Kopf gehen. Pro Jahr wären das mehr als 20.000 gewesen. Wenn ich sie neu verpackt und den Preis verdoppelt hätte, wäre ich der Himbeerkönig …

Vom Umgang mit dem Tod

Anästhesie. Im Pausenraum trafen sich alle um zehn zum Frühstück. Es waren sieben bis acht Krankenschwestern und sie rauchten fast alle. Der höchstens drei mal drei Meter kleine Raum war angefüllt mit einer Mischung dicker Luft aus Wurst, Käse, Eiern und Zigarettenrauch. Keiner regte sich drüber auf. Alle stöhnten sie über die Belastung. Als Zivi waren …

Ganz großes Kino

U- und S-Bahnen fahren in Berlin, das ist wie großes Kino. Du musst nichts weiter tun, als die Augen offen zu halten und bist bestens unterhalten. Neulich kam jemand wie Fred Astaire durch die Reihen geschlendert, mit Zylinder und den Tanzstock lässig schwingend und pickte sich jede einzelne Frau raus, um ihr Komplimente zu machen. …

Hit the road, Buchhalter! (2)

Aus der Serie: Die Abenteuer mit dem Buchhalter; Teil 2: Wir heben ab. Hier geht es zum ersten Teil! Der Buchhalter musste die Katze füttern. Bis dahin waren wir noch damit beschäftigt, die Badewanne auszulösen. Und das bedeutete einen ordentlichen Fußmarsch zum städtischen Polizeirevier, damit wir uns diesen Wisch besorgen. Auf dem Weg dorthin war glücklicherweise …

Schachspielen

Eine nüchterne Betrachtung. Das Spiel faszinierte mich vom ersten Augenblick an. Es machte Spaß, jede Spielfigur so zu bewegen, wie es die Zugregeln vorgaben. Ich wartete ungeduldig darauf, dass Opa seinen Zug endlich ausführte. Dann ergriff ich eine der Figuren und stellte sie so auf dem Brett ab, dass sie die Puppen des Alten bedrohte. …

Powershopping im Kiez

(Bild: wikimedia Commons) Neulich im Drogeriemarkt. Was man halt so braucht. Bisschen Seife, neue Zahnbürste. Ich wollte gerade Richtung Kasse, als ich eine sehr eindringliche, ungewöhnlich hohe und "quäkige" Stimme hörte. "Bittää. Sibää." – rief die Chinesin im Nebengang dem Jungen zu, der wahrscheinlich dort in Ausbildung war. Jedenfalls trug er ein Shirt der Drogeriekette. …

Moon Over Bourbon Street

Shanghai. Das Hotel lag mitten im berüchtigten Hafenviertel. Vom einstigen Rotlicht war aber nicht mehr viel übrig. Ein paar Puffs reihten sich aneinander. Dazwischen ein Fußmassagesalon und dann gab es noch die Nudelmacher, denen ich jeden Tag mit wachsender Begeisterung zusah. Während ich beim Frühstück Sachen aß, von denen ich nur die Hälfte kannte, sah …

Hit the road, Buchhalter!

Aus der Serie: Die Abenteuer mit dem Buchhalter; Teil 1: Wir starten durch. Der Buchhalter und ich waren dicke Freunde. Wir waren arbeitslos, wir hatten Zeit und wir erzählten uns abends beim Bier die schönsten Geschichten. Das heißt, ich war mehr für's Biertrinken zuständig und er erzählte die Geschichten. Der Buchhalter hielt sich nämlich Bücher, …

Vom sichtbaren Ende der Unschuld

Die beiden großen Pariser Bahnhöfe, der Gare du Nord und der Gare de l'Est liegen nur wenige hundert Meter voneinander entfernt. Die Gebäude befinden sich beide im 10. Arrondissement und ihre Gleise führen direkt nach der Ausfahrt beide nach Norden durch das 18. Arrondissement, in dem heute wie nirgendwo sonst in Paris die Armut der …