Endstation

Wir hatten Glück, Natalia und ich. Die Sitze des TGV nach Paris waren in Fahrtrichtung und es waren gute Fensterplätze. Die Franzosen hatten ein Faible für was Besonderes. Alles musste so modern wie möglich sein oder so, wie sie es für modern hielten. Ich erinnere mich an einen Besuch im Centre Georges Pompidou wo sie …

Neues vom Spocht

Bild: Alexandr Podgorchuk/Klops.ru (wikimedia commons) Komisch finde ich, wenn ich in Gesellschaften gerate, mit denen ich sonst nur eine geringe Schnittmenge habe. Ich unterhalte mich zum Beispiel fast nie mit Fünfzehnjährigen, weil ich keine kenne. Der Job gibt es nicht her, das eigene Alter sowieso nicht und die Verwandten sind längst drüber weg. Ich hätte keine …

Job Nr. 23

Ich hatte die Schnauze allmählich voll. Seitdem ich mich als „Produktetester“ anwerben ließ, stellte ich mir vor, dass man mir kistenweise irgendwelches Konsumgut zur Verfügung stellt und ich anschließend damit angeben kann, welches Bier am besten schmeckt oder welches Ritalin am meisten dröhnt. Stattdessen füllte ich Fragebögen aus, deren Inhalt es war, ob mir die …

Fremdsprachenunterricht

Ich hielt es dort nur zwei Jahre aus, aber ich erinnere mich, dass es eine Aufnahmeprüfung gab. Nicht mehr an den Inhalt der Prüfung, doch ich bestand sie, denn nach den Sommerferien fand ich mich hinter größeren Schulbänken auf größeren Stühlen in einem größeren Haus wieder. Es war das fünfte Schuljahr und es hätte mich …

Von allem zu viel

Man verliert die Übersicht. Früher kannte ich die Obdachlosen, wenn ich von der Schule nach Hause kam oder abends in der City unterwegs war. Der Typ mit dem Hut, der immer am Ende der Rolltreppe stand und jedes Mal gleich um zwei Mark fragte. Oder den alten Bärtigen mit dem großen Hund, der in der …

Zehnkampf

So ganz genau kann ich die Anzahl der besuchten Seminare, Schulungen und Fortbildungen nicht mehr einschätzen. Im Laufe der Jahre mögen das 20, 30 oder sogar noch mehr gewesen sein. Es gibt immer ein paar Unwägbarkeiten. Ob der Dozent sein Handwerk versteht, ob er es vermitteln kann, ob es Kaffee, Säfte, Wasser, Mittagessen gibt. Und …

Feierabend

Ich wollte es einfach wissen und lud jeden ein, der mir einfiel. Leute, mit denen ich gearbeitet hatte, die ich noch von der Schule her kannte, mit wem ich Fußball spielte, wer mich ich im Zivildienst begleitete, wen ich nachts in den Streifzügen durch die City kennenlernte, wer im Kiez angesagt war und sorgte dafür, …

Der Zeitnotkönig

Wenn man auswärts antrat, konnte man sich schlechter darauf einstellen, wer einem am Schachbrett gegenüber sitzen würde. Oft hatten die Heimmannschaften Spezialisten in ihren Reihen, die nur zuhause antraten. So auch mein Gegner an diesem Sonntagmittag. Er war schon fast 90. Er hatte also eine große Routine in den üblichen Eröffnungen, würde andererseits aber auf …

Filmgeschäft

Der Vermieter terrorisierte mich schon einige Wochen lang. Ich zahlte meine Miete, aber irgendwann muss ihm aufgefallen sein, dass er die Wohnung teurer vermieten wollte. Er wollte mich loswerden. Außerdem wohnte er im selben Haus und es ging ihm auf den Keks, dass in meiner Bude das Leben immer erst nach Mitternacht begann. Das lag …

Schneegestöber auf der A8

Achtziger. Wenn ich es nicht mehr aushielt vor Fernweh, war es mal wieder an der Zeit, sich mit Rucksack und Pappschild an die Autobahn zu stellen. Ich hoffte immer, möglichst schnell wegzukommen. Es machte mir nichts aus, in fremden Städten oder auf fremden Plätzen lange zu stehen, aber aus der eigenen Stadt nicht rauszukommen, das …