Drei Gedichte

GEDICHTE

Ich notiere mir meine Ideen
immer direkt ins digitale Notizbuch
von meinem Telefon
damit ich sie nicht vergesse.

Aber dann hatte ich es eilig und
es fiel mir aus der Tasche
direkt auf die Straße
und ein LKW fuhr drüber.

Zwar glaube ich nicht, dass das
Unsterbliche geworden wären
aber es waren ein paar irre
knallige Zeilen dabei, und die
sind jetzt für immer weg.

Es ärgert mich mehr als ein
bisschen. Ungefähr so
als hätte ich eine Flasche
guten Wein umgestoßen

Darüber zu schreiben
macht als Gedicht nicht
viel her, aber ich hab mir
gedacht, es interessiert
euch vielleicht.

Falls nicht, habt ihr
wenigstens bis hierher
gelesen, und es könnte ja sein
dass noch was Besseres
nachkommt.

Hoffen wir’s mal. Für
euch und für mich.

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RENTNER IM TV

Neulich war einer im Fernsehen, der
liebte Fleisch und schlang davon riesige
Portionen in sich rein, als ob es morgen
keins mehr gäbe und er sah aus wie ein
Walross mit Dreifachkinn und speckigen
Lippen, beschwerte sich über
die Fleischpreise
und darüber, dass es viel zu viel von
diesem Biozeugs gäbe, das kein Mensch
braucht.

Dann zeigten sie einen, der im Keller
eine große Spielzeugeisenbahn aufgebaut
hatte und jeden Tag runter ging, um damit
zu spielen. Er schraubte und bastelte an
diesen winzigen Waggons rum, klebte
Plastikbäumchen auf Plastikgras und sah
sich an, wie die Loks durch den Plastikwald
fuhren. Früher war er mal Unternehmensberater,
kannte kein Wochenende und schuftete sich
halb tot, aber seitdem sein Herz schlapp
machte, sitzt er jeden Tag da unten
und spielt.

Dann kam eine Omi, die versuchte vom
sozialen Almosen ihr Enkelkind gesund
zu ernähren, aber es gelang ihr natürlich
nicht. Sie schuftete den ganzen Tag lang
und putzte bei reichen Leuten, wo es nur
dieses gesunde Zeugs gab, weil die es sich
nämlich leisten konnten, aber ihr eigenes
Geld reichte vorne und hinten nicht. Das
Kind wurde immer fetter und schrie den
ganzen Tag nach
Pommes und Schnitzel und Eis
und ihr Rücken war auch dahin.
Sie war ganz kurz vorm Aufgeben.

Die werden uns noch einen Haufen Asche
kosten, dachte ich.

***
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DALLAS UND DENVER

Denver hab ich nie gesehen
aber bei Dallas hab ich
eine Zeitlang zugesehen, wie
Mr. Ewing das Geld raffte und
Bobby mit dem Mercedes
rumfuhr und Sue Ellen dem
Alkohol verfiel und die heiße
Pam ihre Waffen einsetzte,
aber dann verlor ich wieder
das Interesse, weil es echt
nichts zu sehen gab im Leben
der Reichen und Schönen,
nur was der nächste Drink von
Sue Ellen sein würde oder in
welchem Strandkorb sich
Pamela fläzt. Sie gingen auf
Dinner-Partys, sonderten
schwachsinnige Statements
ab und hatten keine Ahnung,
was sie als nächstes mit sich
anfangen sollten, es waren
Probleme, dich ich ohne
Dallas sowieso nie kennen-
gelernt hätte und ich werde
nicht schlau draus, warum
dieser Unsinn solch ein
Kassenschlager wurde.

Ich meine, wenn es umgekehrt
gewesen wäre und die Reichen
hätten sich eine Serie angeschaut
in der alleinerziehende Mütter
ums Überleben kämpfen oder
Armutsrentner an der Tafel
anstehen oder jemand zwei oder
drei Knochenjobs machen muss,
damit er seine Familie satt kriegt,
das hätte ich gut gefunden, aber
es ist wie mit allem.

Am Ende bleibt jeder für sich.

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