Drei Gedanken

ALT WERDEN

Ich mache mir nie wirklich Gedanken
über das Alt Werden. Wozu auch? Ich
trete in die Pedalen wie ein Bekloppter
und fahre ihnen allen davon, weil es
Spaß macht und nicht, weil ich jung sein will.

Wenn ich noch jung wäre, würde ich ans
ungespülte Geschirr denken oder an die
Arbeit am Montag während das Leben an
mir vorbeizieht, aber einer der Vorteile des
Alt Werdens ist, dass man das Spiel verstanden hat.

Manchmal stelle ich mir vor, wie sie mir ein
Angebot für Senioren vor die Nase halten und
es was mit Gehhilfen oder Gedächtnistraining
zu tun hat und ich lächle die junge Studentin
mit dem Flyer an und denke mir; was für Glocken!

Nein, es ist nicht das Alt Werden was mir Sorgen
macht. Es ist die bekloppte Gesellschaft da
draußen, die mir eines Tages sagen wird; du
bist zu alt dafür – und aus dem Autoradio singen
die Rolling Stones „Time is on my side“ dazu.

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NICHT LUSTIG

Neulich, als ich eine dieser lustigen englischen
Serien sah, die auf einem der kleineren Sender
weiter hinten lief, da kam mir der Gedanke,
dass die Wahrheit das Witzigste ist, was einem
passieren kann, aber niemand sie ausspricht.

Ich kannte Eine, die besaß das seltene Talent,
etwas absolut Witziges im Wahren zu erkennen und
es mir dann ständig unter die Nase zu reiben.
Damit machte sie mir klar, dass es immer was zu lachen
gibt. Ich hingegen treibe die Wahrheit ständig auf
die Spitze, weil ich lustig sein will und dann ist das
gar nicht mehr komisch.

Wir trennten uns schließlich und die Nächste sagte
nie etwas darüber, ob sie das vorhin witzig fand oder
ob ich es gerade mal wieder völlig überrissen hatte.
Sie knipste einfach den Fernseher an und lachte mit
der Lachspur bei den Sitcoms mit, während ich erniedrigt
und deprimiert daneben saß.

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MAGIE

Ich ziehe alle diese Irren an.
Sie finden mich und sie erzählen mir ihr Ding,
weil ich sie nicht direkt abschreibe und respektiere,
dass sie was zu sagen haben, auch wenn es der
größte Scheiß ist.

Dabei kann ich gar nichts dafür, es ist einfach
nur so, dass ich gut erzogen wurde und es zu
den zehn Geboten gehört, anderen zuzuhören,
was sie zu sagen haben. Aber es bringt einem
nur Ärger.

Von anderen werden sie ausgegrenzt und stehen
gelassen, wenn sie mit ihren Theorien loslegen,
aber wenn sie mich sehen, ahnen sie bereits, dass
sie damit landen können. Egal mit was sie
rüber kommen.

In der Schule hatte ich die größten Außenseiter
um mich herum, aber nie alle gemeinsam, immer
einen nach dem anderen, weil sie auf ihre Art eitel
waren und sie nicht mit den übrigen Irren gesehen
werden wollten.

So war es mein ganzes Leben lang. Immer war jemand
in meiner Nähe, der völlig absurde Dinge von sich
gab und damit überall abblitzte, aber weil ich ihm nur
ein einziges Mal aufmerksam zuhörte, kam er immer
wieder damit an.

Es ist die reine Magie.
Die finden mich immer noch.
Selbst hier in der Nachbarschaft ist einer.
Auch der hat mich gefunden.
Sagenhaft.

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