Rumours!

Die 50 besten Pop- und Rockalben aller Zeiten. Eine subjektive Auswahl. Heute:

Teil 2: Fleetwood Mac Rumours. (Hier geht es zu Teil 1. Dire Straits: Making Movies).

Prolog-Frage: Ist erfolgreiche Musik schlecht, weil sie erfolgreich wurde?


Keine andere mir bekannte Gruppe hat ihren Stil so oft gewechselt wie Fleetwood Mac. Die Blues'n'Rock-Puristen werden mich für die Auswahl dieser Scheibe verächten, denn Fleetwood Mac hat – beileibe – bessere Phasen gehabt. Und doch gehört das 1977 erschienene Album Rumours zu meinen Favoriten, denn kein anderes Werk der Truppe hatte ein klareres, deutlicheres Motiv als dieses erste, auf dem sich Stevie Nicks neben Chris McVie in den Vordergrund sang – und kein anderes war genau deshalb so erfolgreich. Nicht weniger als 40 Millionen Kopien gingen über den Ladentisch – in einer Zeit, in der man nicht nur analoge Technik, sondern auch analoge Vertriebswege nutzte. Das heißt, das Album kam in die Plattenläden, die Band tourte und das wurde in Musikzeitschriften beschrieben und das war dann auch gerade mal alles. Die Verkaufszahlen waren ein Erdbeben. Rumours führte nicht weniger als 29 Wochen des Jahres die "Billboard Top 200 Longplay Charts" an. Im Vergleich dazu verkaufte sich nur das 1982 erschienene "Thriller" von Michael Jackson besser. Warum war das so?

Dazu muss man ein paar Jahre zurückspulen, als Peter Green gemeinsam mit Mick Fleetwood unter dem Namen Peter Green's Fleetwood Mac die Band gründete. Neben dem Drummer und dem Sänger waren John McVie (Bass) und Jeremy Spencer (Leadguitar) am Start. Aus dieser Urformation, die Peter Green (der eigentlich Peter Allen Greenbaum heißt), als Blues-Sänger wesentlich beeinflusste, entstanden damals noch nie gehörte Klangsphären, die in wunderschön verspielten Platten zum Abheben verführten. Das war zweifelsfrei ein Teil Musikgeschichte. Aber wie das nun mal so ist mit dem Blues: Er ist authentisch, er ist ehrgeizig, aber er verdient keine Brötchen. Danny Kirwan verstärkte die Band als dritter Gitarrist, was Peter Green nach nur zwei Jahren reichte. Er konnte seinen ursprünglichen Stil kaum mehr verwirklichen und Fleetwood Mac bekam um 1970 einen zunehmend kernigeren Anstrich, den mehrere und sehr gute Gitarristen nacheinander verstärkten, während sich die Urformation im Stil aber immer weiter verlor, bis schließlich nur noch McVie und Fleetwood selbst übrig blieben. Man braucht kein Musikprofessor zu sein, um zu wissen, dass Bass und Schlagzeug nur in den seltensten Fällen wegweisend für einen prägenden Musikstil sind.

Die 70er zogen ins Land und Fleetwood Mac verlor zusehends an Kraft, auch wenn sich ihre Alben zumindest immer in den USA gut verkauften, obgleich die Formation rein britisch war. Dann kam der Kalifornier Lindsey Buckingham und alles, aber wirklich alles was Fleetwood Mac bisher auf die Beine brachte, änderte sich. Der Gitarrist und Sänger war in erster Linie ein begnadeter Songschreiber, Arrangeur und Komponist. Er wusste, wie etwas klingen sollte, konnte es aber nicht alleine umsetzen. Es ist bis heute ungeklärt, unter welchen Umständen und welcher Motivation er, der eigentlich gemeinsam mit Stevie Nicks ohnehin schon ein beachtliches Soloprojekt laufen hatte, die Band für sich vereinnahmte – ähnlich wie heute ein erfolgreiches Unternehmen das andere schluckt. Und plötzlich waren Fleetwood Mac eine Popband, die gefällig war. Rockige und bluesige Anklänge blieben bestehen und Stevie Nicks erwies sich mit ihrer leicht reibeisigen Stimme als Glücksfall, um den rauhen Tönen "ein musikalisches Gesicht" zu verleihen. Sie sang den Sound zum Erfolg. Die Texte waren intelligent, die Geschichten waren rund, die Stücke waren nicht zu kurz und nicht zu lang, die Arrangements perfekt. Kurzum: es dauerte sieben lange Jahre, bis das Projekt Fleetwood Mac als das zu erkennen war, was es eigentlich schon immer war – ein Ensemble großartiger Musiker, das sich zum Erfolg bekannte, in dem sie ihn umsetzten, weil Buckingham ihnen zeigte, wie das geht.

Zu dieser Zeit stieg auch die Ehefrau des Bassisten mit ein, Christie McVie. Sie sollte neben Stevie Nicks deren Gesang als zweite Stimme verstärken. Da sie eine engelsgleiche, klare Stimme hatte, trat sie in den langsamen Stücken, die Buckingham als Balladen natürlich mit ins Gesamtkonzept bastelte, als Solosängerin auf. Dieses Quintett schaffte es dann immerhin bis 1987, gemeinsam aufzutreten. Es gab aber kein anderes Werk als Rumours, dass so perfekt zu allem passte, was die Jungs drauf hatten. Beide Seiten des Albums lassen sich durchgängig zu jeder Gelegenheit hören und neben "Second Hand News", "Don't stop" und "Go your own way", den drei ausgekoppelten Singles der Scheibe, ist "Never going back again" vielleicht das typischste Stück Fleetwood Macs und zugleich ein Bekenntnis an den Umbruch der Zeiten. Die LP hatte keinen einzigen "Füller", sie ist durchweg anspruchsvoll, künstlerisch und perfekt auf die Stimme Nicks abgestimmt. Im Übrigen bildet die Band noch eine andere Professionalität ab. Obwohl alle fünf Bandmitglieder, also beide Pärchen (die beiden McVie's und Buckingham/Nicks) zusammen mit Fleetwood über fast 13 Jahre zusammen in der gleichen Formation spielten, trennten sich beide Paare schon sehr früh in ihrer gemeinsamen Kariere in den Siebzigern. Stevie Nicks übrigens zugunsten Mick Fleetwoods, der als einziges Bandmitglied und Mit-Namensgeber von Anfang an bis heute Mitglied der Band blieb.

 

 

 

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