Komm Komm Grundeinkommen

WARNING: EXPLICIT POLITICAL WORDS AHEAD

Wenn man seit Beginn des globalisierten Kapitalismus, den man ungefähr mit Beginn der US-Präsidentschaft von Ronald Reagan gleichsetzen kann, 0,45% Steuern auf jede finanzielle Transaktion an der Wall Street obenauf gesetzt hätte, hätte man daraus für jeden Amerikaner 25.000 Dollar Grundeinkommen pro Jahr generieren können. Die reichste Familie Amerikas, die Eigentümer der Walmart-Supermarktkette namens Walton, ist zugleich der größte Sozialhilfeempfänger der Welt. Wie das? Nun, wenn man seinen Arbeitern so wenig zahlt, dass sie zusätzlich auf staatliche Hilfen angewiesen sind, dann finanziert der Staat den Lohn der Arbeiter mit. Denn mehr als arbeiten können die Angestellten nun mal nicht. Und wenn die Zeit nicht dazu ausreicht, um eine finanzielle Grundsicherheit zu erreichen, dann finanziert Amerika die Geschäfte von Walmart mit.

Aber halt mal – wir sind in Deutschland. Amerika ist weit und in Deutschland kann ich auch bei Edeka einkaufen gehen. Aber was verdient eine Angestellte beim größten deutschen Lebensmittelhändler? Kann sie davon leben? Ihre Kinder? Ihre Angehörigen? Nein. Denn die Löhne sind genau so taxiert, dass man gerade noch so Arbeitskräfte findet. Schließlich gibt es mehr zu verdienen, als mit Hartz IV. Wobei genau die wenigen hundert Euro mehr die Schmerzgrenze bilden. Weder Edeka, noch Walmart, noch irgendein anderer Konzern dieser Welt bezahlt seine Arbeiter ausreichend. Denn Arbeit ist unbezahlbar. Niemand kann bezahlen was es bedeutet, für jemand anderen seine Arbeitskraft zu geben, mit allem was dazu gehört: Engagement, Loyalität, Zuverlässigkeit, Lebenszeit, Verzicht auf Freizeit und Kreativität, die man für sich selbst nutzen kann und in sehr vielen Fällen auch der Einsatz der Gesundheit und damit des Lebens und wie lange es dauert. Arbeit ist unbezahlbar. Aber sie ist notwendig, weil wir davon leben müssen.

Was passiert, wenn dies nicht der Fall wäre? Was wäre, wenn man Arbeit und Einkommen voneinander trennt? Nun, eines wäre sicher. All die Krupps und IBMs, die BMWs und Bayers dieser Welt, sie würden Macht verlieren. Die Macht zu bestimmen: Wenn Du nicht arbeitest, dann überlebst Du nicht. Wenn Du aber nicht arbeitest, übernimmt der Staat diese Macht. Wenn Du Dich nicht um Arbeit bemühst, sollst Du nicht richtig leben können. Und um es darüber hinaus mit den Googles und Facebooks dieser Welt auszudrücken: Wenn Du nicht arbeitest, dann kannst Du Dir nicht das kaufen, was ich Dir vorschlage. Das, von dem ich will, dass Du es kaufst. Dieses ganze Spiel der Kopplung des Einkommens an die Arbeit ist ein Machtspiel. Nur deswegen wird es gespielt. Was würde wirklich passieren, wenn jeder von uns, unabhängig von dem was er erarbeitet, ein Grundeinkommen erhalten würde? Sagen wir, 1.500 Euro für jeden von uns. Jeden Monat. Nur mal einen Moment in die Idee eintauchen. Würdest Du aufhören zu arbeiten? Oder würde es Dir nicht vielmehr die Sicherheit geben, dass Du frei in Deiner Entscheidung bist, wofür Du Dein Engagement, Deine Loyalität, Deine Lebenszeit, Deine Gesundheit gibst?

Die meisten, die man fragt, reagieren so, dass sie es für sich selbst ausschließen, mit dem Arbeiten aufzuhören. Aber sie zeigen auf den Nachbarn und sagen: Der da, der würde es aber tun. Es ist genau das gleiche Spiel des Kapitals, das wir spielen. Wir schauen nach unten und treten auch in diese Richtung, anstatt die Verursacher zur Verantwortung zu ziehen. Das Spiel heißt Macht. Und wir alle sind darin gefangen. Selbst wenn es ein paar tausend Leute geben würde, die von nun an nichts mehr tun: Würde es den Vorteil nicht ausgleichen, den uns die Freiheit der kreativen Arbeit bietet, nämlich das zu tun, was man damit immer schon tun wollte? Wo läge das Problem? Ist es nicht viel eher so, dass die Kreativität, Freiräume auszunutzen um Neues und Wertvolles zu schaffen, für das man bisher keine Zeit aufbrachte, uns allen zugute kommt? Was würdet Ihr, wenn Ihr, unabhängig davon, ob Ihr Hartz 4 bezieht oder 80000 Scheine im Jahr macht, mit 18000 zusätzlich tun? Es ist Euer Geld. Ihr kriegt es „on top“, ganz einfach nur dafür, dass Ihr da seid. Niemand muss sich dafür rechtfertigen, Ihr könnt damit tun und lassen, was Ihr wollt. Was würdet Ihr tun? Etwa 1800 Kisten Bier kaufen?

Wie viel im Jahr wird in Deutschland, inklusive der dazu nötigen Verwaltung, der Nebenkosten und der Planung des Systems, an Sozialleistungen in Deutschland ausgegeben? Eine Milliarde? Zwei Milliarden? Zwanzig Milliarden? Nein. Mehr als dreißig Prozent des Bruttosozialprodukts wird für dieses Machtspiel ausgegeben. Das sind eine Billion Euro! Mehr als eintausend Milliarden. Oder knapp 14.000 Euro pro Kopf. 0,45% auf jede finanzielle Transaktion an der deutschen Börse würden diese Summe verdoppeln. 28.000 Euro pro Jahr. Für jeden.

Im übrigen schreibe ich diesen Text auch nicht, um einen Klassenkampf auszurufen. Warren Buffet, als einer der reichsten Menschen der Welt der sozialistischen Idee völlig unverdächtig, sagte über das Thema: "Klar ist es ein Klassenkampf. Den gab es immer. Aber der Kampf ist vorbei. Wir, die Klasse der Reichen haben ihn gewonnen. Es ist an der Zeit, darüber nachzudenken, dass dieses System der Globalisierung ihren Endpunkt erreicht hat und wir in die Zukunft gerichtet denken müssen. Wenn die Klasse der Reichen ihre Macht nicht teilt, wird sie selbst eingehen, weil es keine Ressourcen mehr gibt". Es kommt also nicht mehr darauf an, wie viel an Wert man noch daraus schöpfen kann. Es kommt darauf an, dass man diesen Wert für die Menschheit nutzt. Und der liegt nicht im Geld. Der liegt in den Gütern. Die Menge an verfügbarer Arbeit und die Entwicklung des Kapitals daraus, hat sich immer schon gleichwertig entwickelt. Bis zu dem Zeitpunkt, als dem Kapitalismus Tür und Tor geöffnet wurde und alle Regeln zugunsten der Wertschöpfung geopfert wurden. Seit genau diesem Zeitpunkt schoss das Kapital „durch die Decke“, während die Menge an verfügbarer Arbeit gleich blieb.

Der Trick liegt darin begründet, was wir erschaffen. Und wer sollte was erschaffen, wenn er nur zum Überleben arbeitet? Du wirst das Geld niemals essen können. Du kannst Dir Butter drauf schmieren, dann schmeckt es vielleicht besser. Aber Butter ist ein Gut. Es muss erst erschaffen werden. Wir leben in einer Welt, in der es immer mehr Computer, immer mehr Roboter gibt. Vor zehn Jahren war es noch undenkbar, dass Autos selbst fahren. Heute diskutieren wir darüber, ob sie zugelassen werden. Die technische Entwicklung hat in den letzten Jahren einen solch riesigen Fortschritt erfahren – schon sehr bald werden Millionen von Jobs verschwinden. Weniger die prekär bezahlten Jobs. Kassierer, Friseure und Straßenfeger wird es noch lange geben. Nein, es sind die heutigen High-End-Jobs, die verschwinden werden. Der Kapitalismus schafft die Arbeit, aus der er sich genährt hat, von ganz alleine selbst ab. Der Parasit tötet seinen Wirt. Und es gibt kein Entrinnen. Dessen sollten wir uns bewusst sein. Das Rad lässt sich nicht wieder zurückdrehen. Es ist zu schnell geworden, um es anzuhalten.

Immer mehr Kapital steht einem immer gleichbleibenden oder eher sinkenden Arbeitsangebot entgegen. Wohin mit all dem Geld? Es muss in die Zukunft investiert werden. In unsere Zukunft, die uns allen gehört. Denn wie wir wissen, kann man das Geld nicht mit ins Grab nehmen. Das bedingungslose Grundeinkommen ist also die beste Investition in die Zukunft. Und es ist keine Utopie. Gebt denjenigen, die für die Wertschöpfung verantwortlich sind, die Macht zurück, ihre Zukunft selbst zu bestimmen. Davon profitieren wir alle. Und dafür will ich von nun an kämpfen.

 

 

 

 

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Ein Kommentar

  1. Gelesen am 26.02.18 im Café Cralle

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